Entwicklung und Implementierung eines pflegegeleiteten interprofessionellen Versorgungsmodells zur Unterstützung von multimorbiden älteren Menschen nach einem Spitalaufenthalt
Development and Implementation of an Advanced Practice Nurse-led Interprofessional Transitional Care Model for Frail Geriatric Adults
Hintergrund
Die demographische Entwicklung in der Schweiz zeigt einen deutlichen Alterungsprozess in der Gesellschaft. Parallel dazu steigt der Anteil an Menschen mit einer oder mehreren chronischen Erkrankungen. Diese stetig zunehmende Anzahl älterer Menschen mit Multimorbidität stellt Gesundheitsversorger vor grosse Herausforderungen. Das Schweizer Gesundheitssystem ist vornehmlich auf die Akutversorgung von Patientinnen und Patienten ausgerichtet. Dieser traditionell krankheitsspezifische Ansatz führt jedoch zu einer fragmentierten und unzureichenden Versorgung multimorbider älterer Menschen. Spitalaufenthalte stellen für diese fragile Bevölkerungsgruppe besonders kritische Situationen dar. Zum einen bleiben ältere multimorbide Menschen häufig länger als durchschnittlich im Spital, zum anderen entsteht beim Übergang vom stationären Aufenthalt in das häusliche Setting oft eine Versorgungslücke. Diese kann in der Folge zu ungeplanten Wiedereintritten ins Spital oder einer vorzeitigen Verlegung in ein Pflegeheim führen. Um den erhöhten Bedürfnissen dieser vulnerablen Bevölkerungsgruppe in der Übergangsphase vom Spital nach Hause gerecht zu werden, besteht ein dringender Bedarf nach neuen Versorgungsmodellen.
Zielsetzung
Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung und Umsetzung eines pflegegeleiteten Versorgungsmodells der Übergangspflege für Patientinnen und Patienten der Universitären Altersmedizin FELIX PLATTER (UAFP) in Basel.
Design/Methode
AdvantAGE ist ein Implementierungsforschungsprojekt und besteht aus zwei Phasen:
Phase 1: Kontextanalyse und Entwicklung von Interventionskomponenten und Implementierungsstrategien (2021-2022):
Im Rahmen einer umfassenden Kontextanalyse werden die Herausforderungen und Bedürfnisse in der Übergangsphase vom Spital nach Hause untersucht und existierende Strukturen und Angebote erfasst. Hierzu wird neben qualitativen Interviews mit verschiedenen Stakeholdern (z.B. Patientinnen, Pflegende, Hausarztpraxen) auch eine quantitative Analyse bestehender Patientendaten zur Charakterisierung der potenziellen Zielgruppe durchgeführt.
Relevante Interventionselemente und Implementierungsstrategien werden mittels einer umfassenden Literaturrecherche identifiziert und auf Basis der Kontextanalyse angepasst und in einem logischen Modell zusammengefasst.
Während der gesamten Projektdauer besteht eine enge Zusammenarbeit mit einer Gruppe von verschiedenen Stakeholdern. In regelmässigen Treffen werden die Inhalte des neuen Versorgungsmodells, dessen Implementierung und Ergebnisse diskutiert.
Phase 2: Implementierung und Evaluierung des neuen Versorgungsmodells (2023-2025)
Nach einer kurzen Pilotphase wird das neu entwickelte Versorgungsmodell an der UAFP eingeführt und getestet. Die Wirksamkeit wird im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie überprüft. Dazu werden die Auswirkungen des neuen Versorgungsmodells werden auf der Ebene des Gesundheitssystems (z.B. Wiedereinweisungen), der Gesundheitsversorger und der Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen (z.B. Zufriedenheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität) auf Basis von quantitativen und qualitativen Daten erfasst und ausgewertet. Darüber hinaus umfasst die Evaluation eine Auswertung der Implementierungsprozesse und -outcomes (z.B. Akzeptanz, Machbarkeit) einschliesslich der Kosten im Zusammenhang mit der Intervention.
Erwarteter Nutzen / Relevanz
Die Ergebnisse dieser Studie liefern wertvolle Hinweise zur Gestaltung einer integrierten Übergangsversorgung von älteren Menschen im Kanton Basel-Stadt. Das neue Versorgungsmodell hat zum Ziel älteren Menschen zu ermöglichen mit hoher Lebensqualität im häuslichen Umfeld zu verbleiben. Durch den implementierungswissenschaftlichen Ansatz können in diesem Projekt gewonnenen Erkenntnisse über die Entwicklung und Umsetzung eines neuen Versorgungsmodells auf andere Kontexte übertragen werden.